Dienstag, 27. Mai 2014

#5 Queens Of The Stone Age - Era Vulgaris

Innerhalb elend langer Kostümpartys kann einem nach entsprechendem Alkohol- und Zigarettenkonsum schon mal die Birne platzen. Auch wenn es sich nur um die farbigen Glühbirnen im verrauchten Club handelt; ein Verlust ist es ohnehin. Näher betrachtet bleibt einem als just ramponierte Glühbirne jetzt jedoch noch nicht einmal seine Ruhe, denn das lassen böse Marketingspezialisten nicht zu.

Hier im Bild schamlos auf das Cover der Era Vulgaris getauften Platte der Queens Of The Stone Age verbannt: Die ketten rauchende Glühbirne Bulby und ihr Piratenkumpane Stumpy, dessen Bruch wenigstens durch ein Holzbein ausgeglichen wurde. Böse Menschen haben diese beiden Partygänger in einen fliederfarbenen Raum gezerrt und stellten das Blitzgewitter der Kameras erst ein, als sie einen authentischen Schnappschuss, der das Leben der beiden Glühbirnen möglichst treffend und zielgruppenorientiert widerspiegelt, erlangten.

Das entstandene Bild wird in aller Vorsicht mit einer Aufschrift in alter englischer Schriftart versehen. Zwar ohnehin schon edel genug, wird nun sorgfältig und in würdevoller Kleinstarbeit ein Kaffeering rund um das Motiv angelegt, der keinesfalls durch Unachtsamkeit hervorgerufen wurde und das Gesamtbild weiterhin veredelt. Da kann der erfolgsgarantierende Vermerk, dass sich hinter dieser Musikscheibe ein Mono-Mix versteckt, ebenso nicht mehr weit sein. Die Erfolgsgeschichte des Albums liegt also bereits im Cover begründet.

Interpretationsversuch

Die Kunstkapelle der hier dirigierenden "Morning Breath Inc." (Designverantwortliche) musiziert auf höchstem technischen Niveau ein absichtlich an allen Ecken unausgereiftes und niedergemachtes Artwork zusammen. Die Farbgebung fällt durch bunte Kindergartenästhetik auf, und das Ganze wirkt wie ein Trashfilm in Bild-Format. Doch dabei ist das Werk trotzdem so stylisch, dass man doch gut und gerne die standardisierte Ausrede, dass ja alles Absicht sei, Ausrede sein lässt und sich stattdessen zu fragen anfängt welchen Grund es haben könnte, die zielgruppengerechte Designvorschläge moderner Gestaltungsvorbilder total über den Haufen zu werfen und dann einfach glühende Drahtbirnen mit Piratenkostüm und Zigarre tanzen lässt.

Es ist alles eine Frage des Kontext. In diesem Bild parodiert wirklich alles die moderne Werbeindustrie in Höchstmaße und wenn man gerade schon dabei ist, auch das Konsumverhalten Schafherden gewordener Konsumenten in allen Altersklassen. So könnte die Lichtquelle im Piratengewand beispielsweise auf Musikpiraterie hinweisen. Doch es ist die gesamte Konzeption des Albums, die den Kontext wie einen roten Faden in den visuellen Bereich der vermarkteten Musik einfädelt.

Der Titel Era Vulgaris, grob übersetzt die vulgäre Era, etwa gibt schon anfangs zu verstehen, wie man die moderne Zeit und damit die modernen Werbemaßnahmen ansieht, was sich dann auch in diversen andern "Vermarktungsstrategien" dieses Werks widerspiegelt. Unter anderem angekündigt von kurzen Werbeeinblendungen, in denen Bulby, Stumpy und noch weitere fiktive Gestalten auftauchen, ist das Album, dessen Cover überdies lediglich ein loser Zettel ist, auf einem Transportweg, der von der lange asphaltierten Strecke der Mainstream-Vermarktung großräumig abweicht.

Dieses Manöver gelingt meiner Meinung nach bravourös. Auch wenn sich die graue Masse aufgrund fehlender Auseinandersetzung damit der Aussage ganz clever entzieht. Aber die braucht das ohnehin nicht zu wissen, schließlich ist es jene, die kritisiert wird. Zu recht, möchte man meinen.

Fazit in Zahlen


Farbgestaltung 5/5
Aussage / Kontext 5/5
Titel-Zusammenhang 4/5
Gesamt 5/5

Was denkst eigentlich du zum Cover?

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