Dienstag, 27. Mai 2014

#5 Queens Of The Stone Age - Era Vulgaris

Innerhalb elend langer Kostümpartys kann einem nach entsprechendem Alkohol- und Zigarettenkonsum schon mal die Birne platzen. Auch wenn es sich nur um die farbigen Glühbirnen im verrauchten Club handelt; ein Verlust ist es ohnehin. Näher betrachtet bleibt einem als just ramponierte Glühbirne jetzt jedoch noch nicht einmal seine Ruhe, denn das lassen böse Marketingspezialisten nicht zu.

Hier im Bild schamlos auf das Cover der Era Vulgaris getauften Platte der Queens Of The Stone Age verbannt: Die ketten rauchende Glühbirne Bulby und ihr Piratenkumpane Stumpy, dessen Bruch wenigstens durch ein Holzbein ausgeglichen wurde. Böse Menschen haben diese beiden Partygänger in einen fliederfarbenen Raum gezerrt und stellten das Blitzgewitter der Kameras erst ein, als sie einen authentischen Schnappschuss, der das Leben der beiden Glühbirnen möglichst treffend und zielgruppenorientiert widerspiegelt, erlangten.

Das entstandene Bild wird in aller Vorsicht mit einer Aufschrift in alter englischer Schriftart versehen. Zwar ohnehin schon edel genug, wird nun sorgfältig und in würdevoller Kleinstarbeit ein Kaffeering rund um das Motiv angelegt, der keinesfalls durch Unachtsamkeit hervorgerufen wurde und das Gesamtbild weiterhin veredelt. Da kann der erfolgsgarantierende Vermerk, dass sich hinter dieser Musikscheibe ein Mono-Mix versteckt, ebenso nicht mehr weit sein. Die Erfolgsgeschichte des Albums liegt also bereits im Cover begründet.

Interpretationsversuch

Die Kunstkapelle der hier dirigierenden "Morning Breath Inc." (Designverantwortliche) musiziert auf höchstem technischen Niveau ein absichtlich an allen Ecken unausgereiftes und niedergemachtes Artwork zusammen. Die Farbgebung fällt durch bunte Kindergartenästhetik auf, und das Ganze wirkt wie ein Trashfilm in Bild-Format. Doch dabei ist das Werk trotzdem so stylisch, dass man doch gut und gerne die standardisierte Ausrede, dass ja alles Absicht sei, Ausrede sein lässt und sich stattdessen zu fragen anfängt welchen Grund es haben könnte, die zielgruppengerechte Designvorschläge moderner Gestaltungsvorbilder total über den Haufen zu werfen und dann einfach glühende Drahtbirnen mit Piratenkostüm und Zigarre tanzen lässt.

Es ist alles eine Frage des Kontext. In diesem Bild parodiert wirklich alles die moderne Werbeindustrie in Höchstmaße und wenn man gerade schon dabei ist, auch das Konsumverhalten Schafherden gewordener Konsumenten in allen Altersklassen. So könnte die Lichtquelle im Piratengewand beispielsweise auf Musikpiraterie hinweisen. Doch es ist die gesamte Konzeption des Albums, die den Kontext wie einen roten Faden in den visuellen Bereich der vermarkteten Musik einfädelt.

Der Titel Era Vulgaris, grob übersetzt die vulgäre Era, etwa gibt schon anfangs zu verstehen, wie man die moderne Zeit und damit die modernen Werbemaßnahmen ansieht, was sich dann auch in diversen andern "Vermarktungsstrategien" dieses Werks widerspiegelt. Unter anderem angekündigt von kurzen Werbeeinblendungen, in denen Bulby, Stumpy und noch weitere fiktive Gestalten auftauchen, ist das Album, dessen Cover überdies lediglich ein loser Zettel ist, auf einem Transportweg, der von der lange asphaltierten Strecke der Mainstream-Vermarktung großräumig abweicht.

Dieses Manöver gelingt meiner Meinung nach bravourös. Auch wenn sich die graue Masse aufgrund fehlender Auseinandersetzung damit der Aussage ganz clever entzieht. Aber die braucht das ohnehin nicht zu wissen, schließlich ist es jene, die kritisiert wird. Zu recht, möchte man meinen.

Fazit in Zahlen


Farbgestaltung 5/5
Aussage / Kontext 5/5
Titel-Zusammenhang 4/5
Gesamt 5/5

Was denkst eigentlich du zum Cover?

Dienstag, 20. Mai 2014

#4 Deerhoof - Milk Man

Heute ist Fototag in der Lebensmittelpyramide. Hier werden ausrangierte Lebensmittel umsorgt und trotz der sonst so strikten Rassentrennung werden heute ausnahmsweise mal alle Lebensmittel in einen Raum zusammengeworfen, denn die Räumlichkeiten des Fotoraums sind begrenzt. Natürlich kann das nur in einer Tragödie enden. Kaum sind die Kartoffeln an der Reihe, sind die Zitronen sauer, weil man ja selber gerne an der Reihe wäre. Zum Glück haben die Kartoffeln die Zitronen dann doch noch geschickt erpressen können, und gehen so später gemeinsam gegen die Hülsenfrüchte vor. Was machen die auch hier? Die sind erstens noch jung und frisch und außerdem sogar noch ganz grün hinter den Ohren.


Räumliche Rassentrennung in der Lebensmittelpyramide
Sicher könnte man so fortfahren, aber wer will sich schon durch einen Dschungel schlechter Wortspiele lesen, wenn man sich auch durch nüchterne Analytik wühlen kann? Denn selten wurde das Coverartwork von Deerhoof´s Milk Man spannender vorgestellt. Und darauf wette ich! - denn so wie ich das sehe, wurde noch nie ein Text über speziell dieses Coverartwork veröffentlicht -

Aber zurück zur Pyramide. Am Ende des Tages floss aufgrund obig ausgeführter Auseinandersetzungen unter anderem natürlich jede Menge Marmelade aus allerlei Früchten wie Erdbeeren, Kirschen, Ananas oder Bananen - Marmelade, das Blut der Früchte. Die für ihre Wildheit bekannten Walderdbeeren und Bananen taten sich beispielsweise zusammen, um die verhassten Milchspeiseprodukte bei ihrem Fotoshooting zu sabotieren und stürzten sich ohne Gnade auf diese.

Als Motiv gaben sie Ungerechtigkeiten im Bereich der Gentechnik an, immerhin haben die Milchprodukte im Gegensatz zu ihren fruchtigen Zeitgenossen dank ihr schon menschenähnliche Körper entwickeln können, mit denen sie sich ungeniert fortbewegen. Und das elegante Posieren der mannsgroßen Joghurt- und Käsekreaturen war einfach zu viel. Zwar blutet das Bündnis Rot-Gelb nun Marmelade aufgrund robuster Haut der Milchwesen, dafür ist dessen Ehre aber wieder vollständig hergestellt.

Deerhoof haben dann einfach kurzerhand diesen Schnappschuss bei der Lebensmittelpyramide angefragt, um ihr Milk Man getauftes Etwas damit zu schmücken. Das Foto wurde dann noch nachträglich in eine kinderfreundliche Zeichentrickversion komprimiert. 


Interpretationsversuch

Mein morgendlicher Frühstückstisch hätte es nicht besser heraufbeschwören können: Hier wird nicht nur vor strikter Trennkost gewarnt, auch wird Gentechnik und Eifersucht in gleichem Maße verteufelt. Zumindest in meiner lustigen Gedankenwelt, wo sich Bilder genau so zurecht biegen lassen, wie man das denn will. In Wahrheit beinhaltet das Cover wohl gar keine abenteuerliche Berg- und Talbahn durch das moralische Ödland.

Naja, abgesehen davon haben wir allerdings noch das plattenübergreifende Thema; nämlich das des titelgebenden Milchmanns als Referenzwert. Aber kann man sich wirklich sicher sein, ob das posierende Wasauchimmer dieser Milchmann ist? Kein Merkmal deutet das an, also kann man nur vermuten. Und was soll überhaupt das Tuch mit dem lachenden Smiley auf dem Kopf? Ein Cover, das dem Betrachter förmlich die Fragezeichen ins Gesicht tätowiert. Nicht sehr verwunderlich ist es da, dass hier ein japanischer Zeichner am Werk war.

Das klingt jetzt vielleicht etwas grob, aber ganz offen gesagt gefällt mir das Cover nicht sonderlich; man kann sich das gut und gerne länger anschauen, aber besser wirds auch dadurch nicht. ! Das bezieht sich absolut nicht auf die Musik der Platte, lediglich auf deren Äußeres ! Der einzige Grund, warum ich dieses Werk "interpretieren" wollte, war die gute Idee mit der Lebensmittelpyramide, die mir letztens per Flyer und Zufall zugeflogen ist und der Umstand, dass mich dieses Artwork sehr verwundert hat. Nichts weiter.


Fazit

Hier wird jetzt erstmalig eine Art Bewertung für das vorliegende Cover bereitgestellt. Das Ganze ist unterteilt in 4 Kategorien: Allgemeine Gestaltung (Gesamtgestaltung), Farbgestaltung, Aussage/Kontext und Wirkung im Zusammenhang mit dem Titel. Ich mach mir das mal vorerst ganz einfach mit einer Punktebewertung von 1-5, wobei 5 das Beste ist:


Farbgestaltung  2/5
Aussage/Kontext  2/5
Titel-Zusammenhang  3/5 
Gesamtgestaltung  2/5

Trackliste (2004)

  1 Milk Man
  2 Giga Dance
  3 Desapareceré
  4 Rainbow Silhouette Of The Milky Rain
  5 Dog On The Sidewalk
  6 C
  7 Milking
  8 Dream Wanderer´s Tune
  9 Song Of Sorn
10 That Big Orange Sun Run Over Speed Light
11 New Sneakers

Was denkst eigentlich du zum Cover?



Montag, 19. Mai 2014

Plan

Demnächst... 
Deerhoof
Plattencover Kaputtinterpretiert #4 wird voraussichtlich morgen erscheinen...

Plan:


  • Mindestens jeden Dienstag eine Ausgabe Plattencover Kaputtinterpretiert.
  • Ansonsten außer am Wochenende ebenfalls Ausgaben möglich.
  • Reviews in nicht ganz weiter Aussicht; Musik-Tagebuch ebenso.
Mindestens bis #7 (#5 wird eventuell ebenfalls noch diese Woche erscheinen!) keine Info-Posts mehr! Ich hoffe, dass das alles mal übersichtlicher ist durch meine ungewohnte Nüchternheit.









Freitag, 16. Mai 2014

#3 Curve - Doppelgänger

Mein böser Zwilling meinte letztens zu mir, ich solle doch mal ein Cover interpretieren, dessen zugehörige Platte ich gar nicht zu Hause habe. Das konnte ich allerdings keineswegs mit meinem Gewissen vereinbaren. Aber noch bevor ich die Kurve kratzen konnte, lag mein Gewissen schon am Boden; der Täter konnte jedoch unerkannt fliehen. Jetzt musste ich mir selbst und meinem bösen Zwilling zugestehen, dass ich seiner Forderung leider nichts mehr entgegen zu setzten hatte. Und weil mein Zwillingsbruder mich so sehr inspiriert hat und er gewissermaßen mein Doppelgänger ist, hab ich mir  heute mal das Artwork zu Curve´s passend dazu betiteltem Debüt Doppelgänger genau angeschaut.

Curve weiß mit diesem Cover zwei Welten zu verbinden. Einerseits schmiss man hier alle Plastikpuppen, die man aus sämtlichen verstaubten Kellern im Umkreis retten konnte, zusammen und vermengte diese andererseits mit einer guten Portion Tomatensoße, die man sicher zwischen den Funden unterwegs auf der Straße auch noch irgendwann kochen konnte. So bereitete Curve eine Suppe aus Tomatenaroma und Babypuppen, die zum Teil fein säuberlich in ihre Einzelteile zerlegt wurden, zu. Dann schoss man auch noch ein Foto davon und fand es offenbar übertrieben witzig den ganzen Kram dann als Cover für einen Debütanten namens Doppelgänger zu missbrauchen. Wer die ganze Suppe dann allerdings auslöffeln musste, bleibt deiner Fantasie überlassen.

Interpretationsversuch

In Zusammenhang mit dem griffigen Titel der Platte kann Tomatensoße mit Plastikfiguren mehr interpretativen Wert haben als man vielleicht annehmen möchte. Wenn man sich mal in seinem Umfeld umsieht, sieht man dieser Tage größtenteils nur noch Kopien anderer. Individualitäten werden über Bord geworfen, weil zu schwer. Wer kann mit soviel Gewicht schon auf den Zug ins Schlaraffenland aufspringen?
Doppelt hält besser

Zwangsläufig sind diese Züge so voller Doppelgänger. Im metaphorischen Sinne könnte man von Massenabfertigung sprechen. Und eine brutal geschlagene Brücke später, fällt auf wie gut das doch auch auf industriell gefertigte, von Plastikpuppen bewohnte Zauberwelten zutrifft. Die drastische Wirkung wird jedoch vor allem durch die verstörende Tatsache erzielt, dass die Plastikpuppen auf dem Cover bis ins Kleinste verstümmelt sind. Da schwimmen kleine Plastikfüße fröhlich neben Rückenmuskulatur und halslosen Köpfen Hand in Hand durch eine breiige Alternativdimension.

Das ganze wird zu allem Überfluss auch noch von Tomatensoße, die sich einfach als Farbfilter raus gestellt hat, - irgendwann muss man die Illusion halt auch mal aufdecken - begleitet, was man auch getrost als Blut deuten kann. Immerhin wird so im bildlichen Sinne impliziert, dass wir alle, oder in dem Fall unsere stellvertretenden, verstümmelten Plastikfreunde, bei solch einem hohen Individualitätsverlust, in unserem eigenen, symbolischen Blut untergehen werden, weil wir zu uns selbst nicht mehr ehrlich sind. Und das sollte eigentlich verdammt wichtig sein!

Eine vielleicht etwas extreme Interpretationsvariante. Aber sollte diese Richtung genauso beim Design bedacht worden sein, würde mir das aufgrund hoher Aussagekraft sehr gut gefallen - aber was denkst du zum Cover?
Mein böser Zwilling ist jetzt übrigens hoch zufrieden mit mir, abgesehen davon, dass ich ihn als meinen Doppelgänger bezeichnet habe. Pikiert wirft er mir Schizophrenie und Wahnvorstellungen vor. Doch damit kann ich leben, die Kunst fordert eben ihre Opfer.

Trackliste 1992

  1 Already Yours
  2 Horror Heads
  3 Wish You Dead
  4 Doppelgänger
  5 Lillies Dying
  6 Ice That Melts The Tips
  7 Split Into Fractions
  8 Think And Act
  9 Falt Accompii
10 Sandpit
11 Clipped (nur in den USA)

Mittwoch, 14. Mai 2014

Das wahre Wesen von Plattencover Kaputtinterpretiert

Das hier ist Plattencover Kaputtinterpretiert! Und was das genau heißt, wirst du nun zu spüren bekommen. Hier werden erst ganz tolle Versprechungen gemacht und dann nach ewiger Funkstille auf den Haufen geworfen und angezündet. Außerdem wird deine Meinung dazu auf den Haufen geworfen und angezündet. Und zusätzlich nehm ich auch noch deinen Hund mit ins Boot, was dann auch auf den Haufen geworfen und angezündet wird!

Nein, mal im Ernst. Und jetzt in konkret und sinnvoll: Meine Idee vom Musik-Tagebuch wird erstmal storniert. Das liegt nicht etwa an meiner Faulheit; eher bin ich vorerst mit meiner Serie "Plattencover Kaputtinterpretiert" ausgelastet. (Obwohl diese bisher nur 2 Texte und einen Versuch enthält, aber ganz so schnell funktioniert das halt alleine nicht!) Ich hoffe ich stoße dir damit nicht sauer auf, und wenn doch, kannst du mich immer noch auf den Haufen werfen und anzünden!

Als "Entschädigung" werd ich mich zukünftig bemühen, öfter mal ein Plattencover zu interpretieren; außerdem sind eventuell Song-, Album-, oder Bandreviews in Aussicht. Aber bevor du jetzt zurecht meinst, das kommt eh niemals zu Stande, distanziere ich mich zumindest ein Stück von dieser Aussicht! Aber Ideen, die ich hier bereits angesprochen habe, gehen auch so schnell nicht mehr verloren - das gilt auch für mein Musik-Tagebuch. Im Endeffekt, kommt die Zeit mit dem Rad bald vorbei. Und dann wird sich alles ganz lustig klären und in grünen Rauch auflösen. :)

Prost! ♥

Dienstag, 13. Mai 2014

#2 Mudhoney - Piece Of Cake

22 Jahre alter Kuchen

Alles wird teurer! Mir zuletzt aufgefallen, als ich dieses Stück Kuchen mit dem Titel Piece Of Cake - ja, dieses Gebäck hat einen Titel! - von der Bäckerei Mudhoney erworben habe. Fast 10 Euro hat mich das gute Teil gekostet. Aber vermutlich bezahlt man hier eben auch die Verpackung mit. Denn diese eigenbrötlerischen Bäcker halten es offensichtlich für nötig, ihre Kuchenstückchen in ein teures, jedoch überaus künstlerisch gestaltetes Artwork zu hüllen.

Und was sehen wir dort? Natürlich das, was man erwartet. Schließlich sind Spiegel, Waschbecken und Glühbirnen von moderner Kuchenvermarktung nicht mehr wegzudenken. Dazu gesellen sich dann noch zwei Männer in weiß, die in Rückansicht den Artikel selbst - zumindest dessen zeichnerisches Abbild - beschatten. Außerdem ist eine sehr hohe Energieverschwendung bei einer doch eher spärlichen Einrichtung auszumachen. Da tropft der Wasserhahn und die Glühbirne brennt trotz angenehm-orangen Lichtverhältnissen. Dabei vegetiert der Lichtschalter doch in so gut erreichbarer Höhe vor sich hin. Aber die Herren müssen ja wie bei einem Sehtest konzentriert die Süßware mit ihren Blicken festnageln. Fairer Weise muss man hier zumindest zugestehen, dass dieses Kuchenstück auch wirklich sehr sehenswert ist. Und wenn wir schon dabei sind, können wir die unglaubliche Attraktivität von trainierten Augen natürlich nicht außer acht lassen. So ein Stück Kuchen beobachtet sich zudem auch nicht von alleine!
Sandiger Kuchen*


Interpretationsversuch

Der scharfkantige Schriftzug Mudhoney deutet es schon an: Hier haben wir es mit aggressiven Backmethoden zu tun. Der rohe und skizzenhafte Charakter der Zeichnung nährt meine Ausführungen. Der Zeichner bedachte wohl auch den chaotischen Charme, den die Bäckerstube versprüht und stellte ihn so in Form von ausgewählten Möbelstücken innerhalb eines kargen Raums dar. Dieser erinnert dadurch ein wenig an eine Gefängniszelle.
Getarnter Kuchen*

Zwei Vertreter des Gesundheitsamtes sind im Bild dargestellt, wie sie die gesamte Produktpalette der Bäcker genaustens unter die Lupe nehmen. Das verdächtige Kuchenstück wird regelrecht verhört. Diese Szene wird gegenüber dem belanglosen Rest des Zimmers durch ein ausgefülltes, grünes Rechteck konterkariert und in den Fokus gestellt. Der Außenteil bereitet sozusagen mit einer grellen Kombination aus rot und orange eine rasante Fahrt gegen die Wand vor, welche aber vom grünen Teil, der Kuchen und Männer mit Hut beinhaltet, wenige Zentimeter vor der Wand abgebremst wird.


Toxischer Kuchen*
All das deutet darauf hin, dass der Zeichner - der das Teil eigentlich nur gemalt hat, um auch ein Stück vom Kuchenstück ab zu bekommen - die Gesundheitsbeauftragten in ein positives und vor allem grünes Licht rücken wollte. Jedoch nur um die Frage aufzuwerfen, ob man diese Menschen im Alltag nicht bereits zu sehr in solche Lichter stellt. Du siehst schon, der Verantwortliche wendet hier geschickt und nur dezent umgekehrte Psychologie an. Diese sehr unterschwellige Frage versteckt sich so vor den meisten Betrachtern . Wenn der Zeichner also eines gebacken bekommen hat, dann,  den Teufel ins Detail zu stecken. Und da kommt er vorerst nicht wieder raus. Übrigens sehr interessant zu bemerken, dass das titelgebende Kuchenstück wieder in das äußere Farbschema hineinpasst und sich so wiederum von weiß-grün abgrenzt.

Natürlich ist diese Interpretation total an den Haaren herbeigezogen, aber genau darum geht es ja beim Interpretieren, oder? Ansonsten handelt es sich hier meiner Meinung nach um ein gewöhnungsbedürftiges Artwork. Wenn es seinen Charme jedoch entfaltet, kann so Mancher bestimmt seinen Spaß daran entwickeln. Aber was denkst du?

*Bilder von Kuchen dem zähen Textteig lediglich zur Auflockerung beigegeben.

Originale Zutatenliste (1992)

  1g (Geheime Zutat)
  2g No End in Sight
  3g Make It Now
  4g When In Rome
  5g (Geheime Zutat)
  6g Suck You Dry
  7g Blinding Sun
  8g Thirteenth Floor Opening
  9g Youth Body Expression Explosion
10g I´m Spun
11g (Geheime Zutat)
12g Take Me There
13g Living Wreck
14g Let Me Let You Down
15g (Geheime Zutat)
16g Ritzville
17g Acetone

Freitag, 9. Mai 2014

Mein erstes, kleines Internet-Tagebuch

Damit die Seite hier mal ordentlich gefüllt wird, habe ich mir was ganz super originelles ausgedacht. Zwar habe ich noch nie ein Tagebuch geführt, aber vielleicht wirst du Zeitzeuge wie ich meine ersten Gehversuche in diesem "Genre" unternehme. (Ich gebs zu, ich bin einfach nur mitteilungsbedürftig und habe keine Freunde!) Das Ganze wird dann wohl passenderweise ein Musik-Tagebuch. Darin enthalten sind die positiven, sowie negativen Berührungen mit Musik in allen Formen und Farben der letzten Tage. Um das alles ein wenig nachverfolgen zu können, arbeitet mein Konzept voraussichtlich eng mit meiner Last.fm-Seite zusammen. Da kann man dann ganz toll gucken, welche Musik ich wann gehört habe - Ist das nicht ein Traum?

Meine Idee hat sogar ein eigenes "Cover"!!



Wie das schlussendlich konkret aussieht, sehen wir dann nach dem Wochenende. Früher komme ich wohl nicht dazu. Wer sich jedoch geduldet und seine Selbstmordversuche - verursacht durch zu geringe Wartetoleranz und unaufhaltsame Vorfreude - bis dahin unterlässt, kriegt neben einem neuen Format ganz höchstpersönlich ein Stück Kuchen von mir - kein Scherz!

Achja, und beide Formate (Tagebuch und Plattencover) werden jetzt öfter mal einen Post abwerfen. Starte Metapher Modus. Wie ein Baum seine Früchte. Nur, dass sie in meinem Fall schon hässlich und faul geworden sind, und das bevor sie überhaupt reif waren. Metapher-Modus Ende. (Wird ja auch mal Zeit!)

Dienstag, 6. Mai 2014

#1 Lagwagon - Duh

Endlich vor die Glotze

Wer kennt das nicht? Man betritt nach einem anstrengenden Tag sein kotzgrün angestrichenes Zimmer mit violettem Graffiti an der Wand und setzt sich auf sein ebenfalls violettes Sofa. Man will jetzt einfach seine Ruhe haben und döst vor dem TV. Zumindest der Typ vom Lagwagon-Debüt Duh scheint bestens informiert zu sein, was ich damit meine. Aus lauter Frohsinn starrt unser Comiclook-Held nun auf den implizierten Fernsehbildschirm am unteren Rand des Covers. Wunderbar, jetzt kann die Party ja losgehen. Ganz hypnotisiert von der für den Betrachter nicht zu sehenden Action auf dem Bildschirm, macht sich der Protagonist erst mal eine Dosencola auf. Davon kann er sich zwar nicht besaufen, aber er ist ohnehin schon blau genug, sagt zumindest sein Hautarzt. Das kommt sicher vom Alltagsstress. Aber spätestens wenn das himmelblaue Stresssymptom selbst auf die Kleider und die Haare (und sogar auf die Dose, die ich in der Hand halte) abfärbt, würde ich mir dann doch Gedanken um meinen Gemütszustand machen.


Zur Verdeutlichung: links: Ungesund; rechts: Gesund
Ansonsten ist die farbenfrohe Zimmerlandschaft der blauen Menschengestalt eindeutig sehr leer. Da stimmt weder das Feng-Shui, noch macht die tröstende und haltgebende Zierpflanze, die von der Fensterbank runter zufallen droht, von sich reden. Trotz kräftiger, warmer Farben, wie hellblau, violett und giftgrün wirkt es hier sehr ungesund. Dem Alltag ist der junge Mann zwar entkommen, dafür schlägt er nun Zeit in einem unangenehmen Kontrast zwischen grässlich-grellen Tapeten und hässlich-kranken Violetttönen tot. Zumindest sind die Augen starr auf das Programm gerichtet, so kann man dem knalligen Umfeld wenigstens entgehen. Das Zielscheiben-Prinzip funktioniert offensichtlich und die Augen sind schon so angestrengt, dass sie in Spiralen vom Gesicht schwimmen wollen. Genau so sieht ein gelungener Fernsehabend aus.


Interpretationsversuch

Lagwagon, die sich selbst nach ihrem Tourbus benannten - den sie wiederum ebenfalls selbst benannt haben - wollen mit diesem Motiv auf ihrer Außenhülle wohl etwas ansagen. So wird auf dem Cover erzählt, wie krank und künstlich ein Leben auch innerhalb der eigenen vier Wände sein kann. Alles ist unecht, die Farben muten krank und eklig an, auch der mittige Charakter ist passend dazu gezeichnet, nicht nur vom Zeichner, sondern auch vom Leben. Sein blaues Äußeres wirkt depressiv. Als letzte Anlaufstelle, um Stress zu entsorgen, befindet sich lediglich eine Fernsehstation in Reichweite. Sie besitzt als einziges Objekt im Bild eine realitätsnahe Färbung,  was die Darstellung als letzte Rettung vorm öffentlichen Leben für eine verwirrte, und vom Alltag gequälten Seele noch unterstreicht. Gerade wegen Aussage (die ich frei hier rein interpretiert habe), Farbdarstellung und nicht zuletzt dem Comiclook, der gekonnt das Surreale untermauert, ein wunderbares Cover. Ganz zu schweigen vom Graffiti oberhalb. Definitiv eines der schöneren Bandlogos (auch innerhalb der Lagwagon-Laufbahn). Aber was denkst Duh?


Trackliste

(1992)

  1 Tragic Vision
  2 Foiled Again
  3 Bury The Hatchet
  4 Angry Days
  5 Noble End
  6 Child Inside
  7 Bad Moon Rising (Cover)
  8 Beer Goggles
  9 Inspector Gadget (Cover)
10 Parents Guide To Living
11 Mr. Coffee
12 Of Mind And Matter
13 Stop Whining
14 Lagwagon (All Aboard)





Unproduktivität Ist Zwecklos

Nach dieser gewaltigen Pause, hier ein Lebenszeichen:
Nicht, dass du denkst du hättest was verpasst; nein, ich bin einfach nur überaus faul und unproduktiv zur Zeit. Immerhin habe ich schon eine Idee für das nächste kaputt zu interpretierende Plattencover. Diesmal jedoch nicht so faktisch und langatmig. Hoffe, das steigert die Verdaulichkeit. Jetzt muss nur noch der Hunger kommen.

Hier mal ein Vorgeschmack auf Teil 2 meiner unproduktiven Interpretationsversuche: 
Lagwagon - Duh
Die Idee ist, eine möglichst große Fläche verschiedenster Musikgenre abzudecken. Also wundere dich nicht, wenn die hier vorgestellten Bands kein Stück zusammenpassen. Ich denke, dass die Fütterungszeiten (Intervalle zwischen den Posts) mit der Zeit auch kürzer werden.

Mittwoch, 23. April 2014

#0 My Bloody Valentine - Loveless [Test]

My Bloody Valentine - Loveless

Perfektionismus in Perfektion

Der 4. November 1993 war das lange und hoffnungsvoll erwartete Licht am Ende eines Tunnels, der von 1989 bis ins späte 1991 durchlaufen wurde. Das zweite Studioalbum der irisch-englischen Band My Bloody Valentine wurde nach zweijähriger Aufnahmezeit, die in 19 unterschiedlichen Studios stattgefunden hat, an eben jenem Datum endlich veröffentlicht. Der gesamte Aufnahmeprozess hat Gerüchten zufolge an die 250.000 £ gekostet, und ganz nebenbei fast für den finanziellen Ruin des Labels Creation Records gesorgt.

Offensichtlich hatte Kevin Shields, Gitarrist und Hauptverantwortlicher für den Sound des Albums, schon eine ganz genaue Vorstellung wie denn das Endprodukt klingen sollte, als er mit seiner Band 1989 anfing, Aufnahmen für Loveless zu produzieren. Das würde unter Anderem auch die 16 verschiedenen außerbandlichen Assistenten und Toningenieure, denen gedankt wurde und die noch nicht einmal die Aufnahmen bei ihrer Entstehung anhören durften, erklären.

Das Album ist unter voller Kontrolle der Band, das heißt unter voller Kontrolle Kevin Shields´ entstanden. Toningenieure und Assistenten durften nur ein paar Tasten und Knöpfe im Studio betätigen. Damit war der potenzielle Störfaktor dieser nervigen Gestalten schon mal sehr gering gehalten. Immerhin bedankte man sich, wie eben schon zu Papier gebracht, bei allen mehr oder weniger Involvierten, auch wenn diese nur Tee gekocht haben. Netter Schachzug, vor allem wenn man bedenkt, dass einige Produzenten, nachdem sie meinten die Akteure machen alles falsch, was man nur falsch machen könne, sofort gefeuert und ersetzt wurden. 

Des Weiteren versteckt sich der Wahnwitz und Perfektionismus auch sonst in allen Ecken. Beispielsweise wurde mehr Zeit für die Texte der Lieder investiert, als für die Musik derer. Dabei kann man diese kaum hören, weil sie extrem leise in den feinen Tonstoff eingewebt wurden. Kevin Shields hat den Gesang zwar bloß als additionales Instrument verstanden, allerdings gäbe es laut ihm nichts Schlimmeres als schlechte Texte in Liedern. Damit also auch diese zusätzliche Geräuschquelle perfekt eingearbeitet ist, musste Sängerin und zweite Gitarristin Bilinda Butcher teilweise spät nachts den Gesangspart aufnehmen, um deren Schläfrigkeit einzufangen. was das Musikalische in den Liedern offenbar wunderbar unterstützt.


Angus Cameron und der Nebel in pink

Angus Cameron produzierte diverse Musikvideos für My Bloody Valentine, deren Musikstil man als Shoegazing bezeichnete. 1990 wurde das Video zu "Soon", 1991 zu "Swallow", "To Here Knows When" und "Only Shallow" gedreht. Das Cover der Platte ist entweder das Standbild des ersten oder zweit genannten Videos. Aufgrund sehr ähnlichem visuellen Stil, was wohl mit der visuell sehr fokussierten Gitarre zu tun hat, lässt sich nicht genau bestimmen welches der beiden denn nun das tausendfach auf die Plattenhüllen gepresste Motiv enthält. Fest steht allerdings, dass dieses Standbild wohl eine wunderbare Färbung quer durch das Prisma einer rosa Sonnenbrille erfahren hat.
Fender Jazzmaster:
So oder so ähnlich sieht das Teil aus

Der Legende nach ist die Gitarre, die hinter den lustigen Verwehungen und Nebelschwaden von pinker Farbe erst beim zweiten Blick erkennbar wird, die japanische Fassung einer Fender Jazzmaster. Die sechssaitige Wundermaschine lieh sich Kevin von seiner Schwester Ann Marie zum Videodreh. So viel jedenfalls zur Legende.

Jenseits von Legenden stellt das auffällige, ins Auge stechende Cover, das den Bandnamen schüchtern im linken, unteren Ecken angibt, (Tatsächlich habe ich erst gar nicht bemerkt, dass dieser auf dem Teil zu finden ist) gnadenlos gut getroffen, visualisiert das Klangspektrum des Albums dar. In hohen Dezibelzahlen verstecken sich hierauf Melodien und fliegende  Klangteppiche, die von traumgetränkten Gesängen in aller Langsamkeit und Intensität die Lüfte überschatten. Selten habe ich ein Cover gesehen, das so gut den Sound des Albums zitiert. Es ist, als wäre das Coverartwork eine Beschreibung für die Musik, die auf dem Speichermedium enthalten ist.


Tribute Zollen

Japancakes - Tributalbum
Yellow Loveless
Zeitzeugenberichten zufolge erreichte das Album auch den asiatischen Raum (Wow, eine Leistung, die ihres Gleichen sucht). Verschiedene japanische Bands coverten den Meilenstein des Shoegaze-Genres. Aus allerlei anderen Genres setzt sich die bunte (bzw. gelbe) Mischung des in 2011 erschienenen, "Yellow Loveless" getauften Tribute-Albums zusammen So geschehen allerdings auch schon 2007, als die amerikanische Band Japancakes ebenfalls alle Songs der Platte neu interpretierte. Wie man unschwer erkennen kann, wurde in beiden Fällen sogar das Cover "gecovert". Wenn schon, dann gründlich.

Am Rande

Mal so eben am Rande erwähnt, wenn wir schon mal grade hier sind: Sein Album "Loveless" zu nennen, nachdem soviel Detailverliebtheit, nebst unmöglich vielen Studiowechseln, schlecht verdaulichen Kaskaden von Stress und Unmengen von Arbeit, in die ganze Chose eingebrannt wurden, halte ich für sehr selbstkritisch und -ironisch. Gefällt mir sehr gut. Hat zwar absolut nichts mit der Musik auf dem Album zu tun, aber mit der gesamten Produktion, die dahinter steht. Im Endeffekt schon irgendwie eine coole Idee. Zu guter Letzt noch etwas Gehaltvolleres als meine kleine Anmerkung, der Komplementierung wegen:

Originale Trackliste

  1 Only Shallow                      
  2 Loomer
  3 Touched
  4 To Here Knows When
  5 When You Sleep
  6 I Only Said
  7 Come In Alone
  8 Sometimes
  9 Blown A Wish
10 What You Want
11 Soon